Geld verdienen mit Fotokunst

Im Grunde genommen ist das von der Politik oft rezitierte Schlagerwort “Digitalisierung” nun wirklich nichts Neues mehr und hat eher mit dem Siegeszug von Digitaldruck und Digitalkameras der späten 90iger und frühen 2000er ihren Ursprung. Spätestens seit der Selfie Revolution ist insbesondere digitale Handyfotografie zu einem virtuelen Wegwerfprodukt mit kurzer Halbwertszeit geworden. Ein wahres Kontrastprogramm zur weltumspannenden Bilderflut ist die Entwicklung im internationalen Fotokunstmarkt, wo selbst Neuzugänge zeitgenössischer Fotokunst teils hohe Sümmchen erzielen können. Sicher eine Frage guter Kuratierung, aber nicht nur das. Trotzdem ist nur ein Bruchteil fotografischer Kunst profitabel vermarktbar, auch was das Lowbudget Segment anbelangt.

Halten wir fest, dass im digitalen Bildermarkt keine nennenswerte Erlöse mehr zu erzielen sind. Nach der “Microstock” Offensive hat eine durchgreifende Marktkonzentration stattgefunden. Die verbliebenden Bildagenturen verwalten nicht nur den grenzenlosen Überfluss, sondern sind auch massgeblich für ruinöse Preisentwicklungen sowie deren unbefriedigenden Vergütungsmodelle für Fotografen verantwortlich. Vielleicht bis auf wenige Ausnahmen ist ein globaler Ramschmarkt entstanden, der selbst Hoffnungen auf ein regelmässiges, solides Taschengeld schwinden lässt. Die Masse regelt den Profit für wenige Betreiber oder doch nicht mehr?

Dafür ist eine andere Entwicklung bemerkenswert, selbst bei der jungen, sozial vernetzten Generation ist das Interesse an Fotografie zum Anfassen stark gestiegen. Die Bereitschaft hat auch bei der jungen Zielgruppe zugenommen, innovative Fotoprodukte von Künstlern für die Wand bzw Wohnraumdekoration zu kaufen. Individuelle Fotobücher mittels Digitaldruck in Kleinstauflagen, geprägt durch die Handschrift des jeweiligen Fotografen, sind nach wie vor beliebt und werden ebenso nachgefragt. Print hat gegenüber Online einen unschlagbaren Vorteil: ein haptisches Erlebnis mittels Verwendung verschiedener Materialien, die gewünschte Emotionen wecken.

Die Chancen stehen nicht schlecht, zumindest ein regelmässiges Taschengeld mit Fotokunst zu verdienen. Allerdings lässt sich mit beliebigen Fotomotiven auf Massentauglichkeit getrimmt kaum noch Geld verdienen. Das Durchstöbern von mittlerweile teils kostenlosen? Bildverzeichnissen könnte dabei behilflich sein, die Spreu vom Weizen zu trennen und eigene Stile zu entwickeln.

Mut macht das Beispiel eines guten Bekannten von mir, der als Lokalfotograf mit dem Verkauf von Photobooklets als Alternative zu volumigen Fotobüchern an Freunde und Bekannte einen kleinen Nebenverdienst generiert. Da er ausschliesslich analog fotografiert, muss das gesamte Archivmaterial digitalisiert werden. Das wäre auch als einziger Nachteil zu vermelden, denn sein vornehmlich schwarzweisser Stil ist durchaus gefragt. Der analoge Purist hat sich zumindest in seiner Umgebung einen guten Namen gemacht. Dokumentarische Fotokunst findet in gebundener Form ebenso grosses Interesse und schliesslich Abnehmer, in einer Umbruchzeit, wo Ballungsräume wie Köln den Anschluss an die mobile Moderne nicht verpassen wollen;-)